Wort Macht Stamm. Rassismus und Determinismus in der Philologie des 19. Jahrhunderts

Wort Macht Stamm. Rassismus und Determinismus in der Philologie des 19. Jahrhunderts

Veranstalter
Universität Potsdam, Institut für Romanistik; Dr. Markus Messling / Prof. Dr. Ottmar Ette, Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Philologie und Rassismus im 19. Jahrhundert"
Veranstaltungsort
Campus Neues Palais, Haus 8, Foyerräume 0.60 / 0.61
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.05.2011 - 29.05.2011
Von
Philipp Krämer

Die Konferenz geht der Frage nach, wie die europäischen Philologien, also die Wissenschaften von den Sprachen und Texten, im 19. Jahrhundert zur Entwicklung des Rassismus beitrugen. Das Problem der Vermengung sprachlicher, schriftspezifischer und textkultureller Kategorien mit den kognitiven Fähigkeiten der Sprecher/Schreiber der eigenen und anderer Kulturen soll systematisch untersucht werden. Da der Rassismus kein nationales Phänomen gewesen ist und die Philologie im 19. Jahrhundert einen internationalen Denkraum darstellt, wird die Frage in einem größeren (außer-) europäischen Kontext behandelt. Eine zentrale Frage ist, ob der intellektuelle Machtanspruch Europas im 19. Jahrhundert unvermeidlich mit einer deterministisch und rassistisch veranlagten Philologie einhergeht oder ob sich philologische Resistenzen zu diesem Paradigma finden lassen.

Mit Unterstützung von: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Universität Potsdam, PEARLS - Potsdam Research Network, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Literaturhaus Berlin, Institut français.

Programm

Donnerstag, 26. Mai 2011
20.00 Uhr
Eröffnungsabend im Haus der Kulturen der Welt:
Literatur und Rassismus - koloniale Vermessungen und narrative Gegenstrategien
Lesung und Diskussion mit Kossi Efoui und Bartholomäus Grill in der Reihe WortWelten
Gespräch: Markus Messling

Die europäische Textkultur hat ihren Beitrag zum Kolonialismus und Rassismus geleistet. Sie hat andere Sprachen und Kulturen essentialisiert und einen zivilisatorischen Führungsanspruch Europas reproduziert, der von anthropologischen Vermessungen der Anderen bisweilen schwer zu trennen ist. Afrika, der vermeintlich unbeschriebene Kontinent, ist von dieser kolonialen Macht der Beschreibung hart getroffen worden. Gleichzeitig aber eröffnet die Literatur Gegenstrategien gegen den Determinismus: Welche ethischen Resistenzen erwachsen ihr aus der Möglichkeit, Lebens zu erzählen?
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Eintritt: 5 / 3 Euro

Freitag, 27. Mai 2011
Wort: Anfänge – Klassifikation – Determinierung

9.30 – 9.45
Grußworte

9.45 – 10.30
Markus Messling (Universität Potsdam)
Text und Bestimmung. Determinismus und Rassismus in der Philologie

10.30 – 11.15
Rukmini Bhaya Nair (Indian Institute of Technology, Delhi)
“A Race of Broken Men”: Untouchable Bodies and Untellable Narratives in Colonial and Postcolonial India

11.15 – 11.45
Kaffeepause

12.30 – 13.15
Jürgen Trabant (JU Bremen / FU Berlin)
Alexander von Humboldt über Erdgewalt und Geisteskraft in der Sprache

11.45 – 12.30
Ottmar Ette (Universität Potsdam)
Wörter – Mächte – Stämme: Cornelius de Pauw und der Disput um eine neue Welt

13.15 – 14.45
Mittagspause

14.45 – 15.30
Maria Selig (Universität Regensburg)
Sprachtypologie und ‚Rassismus‘? Zur typologisch-klassifizierenden Sprachbetrachtung um 1800

15.30 – 16.15
Wulf Oesterreicher (LMU München)
Vergleichende Grammatik: Franz Bopp und Friedrich Diez

16.15 – 16.45
Kaffeepause

16.45 – 17.30
Stefano Gensini (Università di Roma – La Sapienza)
Language, éthnos and race in the Italian linguistic debates of the XIXth century

Literarischer Abend im Literaturhaus Berlin
Beginn: 20.00 Uhr

« Literatur und Zusammenleben »
Lesung und Diskussion mit Elias Khoury
Gespräch: Ottmar Ette

Wie kaum ein anderer Ort wird der Nahe Osten in seiner politischen Realität von identitätspolitischen Fragen erschüttert. Koloniales Erbe und Besatzungspolitiken kreuzen sich dabei in vielfältiger Weise. Ethnische Politik und kriegsbedingte Vertreibung sind Phänomene, mit denen sich der libanesische Schriftsteller Elias Khoury immer wieder auseinandergesetzt hat. Welche Bedeutung kommt Literatur in diesen Konstellationen zu? Gibt es eine spezifische Resistenz des Literarischen, in der Möglichkeiten des Zusammenlebens aufscheinen?

Literaturhaus
Fasanenstraße 23, 10719 Berlin
Eintritt frei.

Samstag, 28. Mai 2011
Macht: Zivilisation – Natur – Rasse

9.30 – 10.15
Suzanne L. Marchand (Louisiana State University)
Race and Religion in the Works of Georg Ebers

10.15 – 11.00
José María González García (CSIC Madrid)
Latin America in the 19th Century: between the ‘Casta Pictures’ Racism and the ‘Whitening’ of the Population

11.00 – 11.30
Kaffeepause

11.30 – 12.15
Sieglinde Lemke (Universität Freiburg)
Racism Made in the USA

12.15 – 13.00
Gesine Müller (Universität Potsdam)
La littérature jaune. Gustave D’Alaux und erste Zeugnisse haitianischer Literaturgeschichtsschreibung

13.00 – 14.30
Mittagspause

14.30 – 15.15
Philipp Krämer (Universität Potsdam)
Der Schwarze und die Zivilisation. Charles Baissacs kreolische Philologie.

15.15 – 16.00
Sarga Moussa (CNRS / Université de Lyon)
Le langage des Noirs dans l' « Essai sur l'inégalité des races humaines » de Gobineau: sensation et création

16.00 – 16.30
Kaffeepause

16.30 – 17.15
Céline Trautmann-Waller (Université de Paris III – Sorbonne Nouvelle)
Die Humboldtianer Heymann Steinthal und August Friedrich Pott: Philologie und Antirassismus?

17.15 – 18.00
Markus Lenz (Universität Potsdam)
Paolo Marzolo und Giacomo Lignana: Evolutionstheorie und Darwinismus in der italienischen Philologie des 19. Jahrhunderts

Sonntag, 29. Mai 2011
Stamm: Genealogie – Mythos – Fiktion

9.30 – 10.15
Christopher M. Hutton (Hong Kong University)
Fictions of Affinity and the Aryan Paradigm

10.15 – 11.00
John E. Joseph (University of Edinburgh)
19th-Century Philologists on Class and Race in the Ancient Indo-European Migrations

11.00 – 11.30
Kaffeepause

11.30 – 12.15
Ursula Bähler (Universität Zürich)
Races, nations et philologie chez Gaston Paris

12.15 – 13.00
Wolfgang Asholt (Universität Osnabrück)
Rassismus in der Literaturgeschichtsschreibung am Ende des 19. Jahrhunderts: von Brunetière zu Lanson

Kontakt

Philipp Krämer

Universität Potsdam, Institut für Romanistik
Am Neuen Palais 10, Hs.19, 14469 Potsdam
0331-977-4198

pkraemer@uni-potsdam.de

http://www.uni-potsdam.de/philologie+rassismus